Bei meiner Streckenplanung habe ich darauf geachtet, möglichst schöne Plätze für den Abend anzufahren. Am besten immer in der Nähe vom Wasser. Nach so einer langen, hitzigen Tagestour geht nämlich nichts über eine Abkühlung im frischen, blau- oder grün-schimmernden Wasser.

Hitzig wäre jedenfalls für die ersten Wochen der Reise etwas übertrieben, denn fast jeden Tag hat es geregnet und / oder gewittert. Dennoch war es ein absolutes Highlight gemeinsam mit Maddy, Dandy und Ferri plötzlich irgendwann auf dem Berg oben zu stehen und auf den völlig unbekannten Gardasee herunterzublicken.

An den kleinen Bergen rund um den Gardasee hing der Nebel und dann noch diese gefühlt unbegrenzte Ferne. Was ein Anblick. Da ich schon mal am überfüllten Gardasee war, hatte ich nicht allzu viel Erwartungen, doch diesmal war ich hin und weg. Es war so gut wie nichts los und die Fahrradstrecke war ein absoluter Traum.

Blick auf den Gardasee von oben
Blick auf den Gardasee

Mit hineingespielt hat sicherlich auch die Tatsache, dass wir die zwei Tage davor extra mehr Kilometer als geplant zurückgelegt hatten, um schneller in der Sonne zu sein. Denn für den Gardasee sollte am Mittag Sonne angesagt sein und das war nicht zu viel versprochen. Mega!

Zurückspulen: Patschnass und willkommen in Österreich

Ein absolutes Highlight war die Ankunft am Grenzschild in Österreich. Mein Bruder Brian und ich sind den ganzen Tag ausschließlich im Regen gefahren und die Temperaturen lagen damit auch alles andere als im Wohlfühlbereich. Wirklich alles war klatschnass, inklusive jedes einzelnen Stofffetzens an unserem Körper.

Nicht weit von der Grenze kommen wir dann schließlich an unserem Campingplatz an. Auch hier regnet es weiter und wir bauen das Zelt im Regen auf. Damit verbringen wir die erste Nacht in einem ziemlich feuchten Zelt. Am Morgen können wir uns allerdings umso mehr freuen. Da strahlt der Thiersee einfach fröhlich in der Sonne vor sich hin. Also ab in die Badesachen und ab ins kalte Becken.

Thiersee mit Sonnenschein
Thiersee Campingplatz

Nacktbaden im Eiswasser

Gemeinsam mit dem Rest der Family haben wir dann noch eine Woche in Österreich, Kelchsau verbracht. Das war ein großer Wunsch meiner Mutter, die in dieser Woche das zarte Alter von 60 erreichen durfte. Somit stand etwas weniger radeln und mehr wandern bzw. Trail Running auf der Agenda.

Am zweiten Tag sind wir für die erste größere Wanderung los. Ziel war die Neue Bamberger Hütte und von da neu justieren, je nachdem wie viel Schnee uns weiter oben erwarten würde. Über der Bamberger Hütte geht es nämlich weiter zu den drei Wildalmsee´n.

Weiter als zum ersten See kamen wir mit unserer spärlichen Ausrüstung allerdings auch nicht. Umso mehr feierten wir aber die Tatsache, dass der unterste See bis auf eine Stelle am Rand noch komplett zugefroren war. Da muss man nicht zweimal überlegen. Also nackig machen und ab rein da. Was ein Lebensgefühl!

Wanderung Wildalmsee
Nacktbaden WIldalmsee Eiswasser

Bombenstimmung am Vahrner See

Nach der Alpenüberquerung über den Brenner in Südtirol angekommen, hab ich mich schon riesig auf den Abend am Vahrner See gefreut. Das ist ein kleiner Badesee mit Biotop nahe Brixen. Relativ schnell hat sich jedoch herausgestellt, dass es weder was mit baden noch was mit einem Spaziergang am See werden würde.

Aus dem See wurden bereits mehr als 130.000 Sprengkörper und damit Kriegsrelikten aus dem Ersten Weltkrieg geborgen, muss man sich mal vorstellen. Bombenentschärfungsexperten von Heer und Marine arbeiten hier bereits über sechs Jahre und mein Eindruck war, das die Räumung noch immer im vollen Gange ist, denn morgens kamen zwei kleine Militärbusse.

Vorspulen: Retter in Not – Lago di Suviana

An den See werde ich mich gewissermaßen auch für immer erinnern. Es war die erste Etappe, die ich nach den fünf Tagen mit Maddy, Dandy und Ferri wieder alleine gefahren bin. Gleich noch in Bologna hatte ich meinen ersten Platten erfolgreich geflickt. Das ging auch eine ganze Weile gut.

Nach 60 km folgt der nächste Platte. Nach weiteren drei km der nächste Platte. Eine leichte Verzweiflung bannt sich in mir an, denn es scheint jetzt einfach der Wurm drin zu sein. Der Schlauch scheint ziemlich hinüber zu sein und verliert trotz Flicken immer wieder Luft. Ich fahre zwei km, pumpe, fahre zwei km.

Natürlich habe ich falsche Ersatzschläuche eingepackt, was denn auch sonst.^^ Es ist Sonntag und natürlich gibts auch keinen Fahrradladen an der Ecke. Aber ich habe Glück und komme an einer offenen Garage vorbei, wo Giovanni gerade an seinem Fahrrad werkelt. Er ist mein Retter in Not und hilft mir, alles wieder auf Vordermann zu bringen. Seine Frau Nicoletta kommt auch und deckt mich mit Essen ein. Was für tolle, herzliche Menschen!

So komme ich dann schlussendlich spät am Abend am Lago di Suviana an und bin überglücklich, dass ich auf helfende Hände gestoßen bin. Der See begrüßt mich in seinem blau-grünen Schimmern und ich gehe natürlich wieder nackt ins Wasser. Kein Mensch weit und breit.

Giovanni und Nicoletta meine Helfer
Lago di Suviana

Zeit für ne Pause – Lago Trasimeno

Auch den Lago Trasimeno verbinde ich mit besonderen Erinnerungen, zumal der Weg dorthin auch wiedermal ein sehr steiniger war. Wortwörtlich. Ich bin hierhin viele sehr abgelegene Wege gefahren und kam nur selten an einem Bauernhof vorbei. Die Wege waren alles andere als gut ausgebaut und den Berg runterrollen lassen kam kaum infrage.

Dennoch kann ich die Strecke, gerade wegen ihrer Ruhe und Verkehr gegen null sehr genießen. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als sich die Beschaffenheit des Bodens plötzlich um 360 Grad dreht. Es muss hier vorher sehr stark geregnet haben, denn ich versinke mit dem Vorderrad und komm nur noch beschwerlich voran.

Nach ein paar Pedalschlägen war’s das dann auch. Der Reifen und insbesondere unter dem Schutzblech hat sich der Matsch festgesetzt. Weit und breit natürlich kein Stock in Sicht. Also mach ich den Wulst immer wieder mit meinen Händen frei und versuche das Fahrrad weitgehend zu schieben.

Irgendwann finde ich einen Stock, doch der Weg bleibt nach wie vor fast unbefahrbar. Nach gut ner Stunde bin ich endlich wieder auf festem Fahrgrund, entferne nochmal die Matschreste und kann weiterradeln. Ich bin also fix und alle, als ich am Lago Trasimeno ankomme, aber freue mich über meinen ersten „richtigen“ Strand.

Ich merke, dass es nun die beste Zeit ist, einen Tag Pause einzulegen und wieder zu Kräften zu kommen. Den hab ich auch wirklich gebraucht. Den Ort Castiglione del Lago fand ich übrigens auch ganz hübsch und kann man sich definitiv mal ansehen.

Lago Trasimeno am Abend
Lago-Trasimeno
Castiglione del Lago

Auf Umwegen – Cascata delle Marmore

Zum Schluss ein ganz besonderer Augenschmaus. Mir war schon recht früh in der Streckenplanung bewusst, dass ich dieses Ziel unbedingt anfahren muss. Der Wasserfall, l Mit seinen 165 m ist der weltweit höchste von Menschen geschaffene Wasserfall und einer der höchsten Wasserfälle Italiens.

Er liegt nur sieben Kilometer von Terni entfernt und befindet sich in den italienischen Umbrien. Den Wasserfall erlebt man in seiner Fülle nur zu den Besuchszeiten (die Schleusen müssen dafür geöffnet werden). Ich war für die Jahreszeit schon zu spät dran, fand den Anblick des „Restwassers“ aber unfassbar schön und habe gar nicht mehr gebraucht. Aber seht selbst.

Cascata delle Marmore
Cascata delle Marmore 02

Wohlgemerkt war auch hierhin der Weg wieder sehr anstrengend, da die Wege teilweise gar nicht mehr existiert haben und mich Komoot später auf einen sehr schwer befahrbaren Weg gelotst hat. Die Höhenmeter waren einfach zu heftig und so hieß es auch hier wieder schieben, schieben und nochmal schieben. Läuft!

Das war’s dann auch erstmal wieder mit den Reisehighlights und ich dachte, ich bekomme alles in zwei Teilen zusammen, aber nix da. Ihr könnt euch also auf eine Fortsetzung der Reisehighlights freuen. 🙂

Liebe, Kevin


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