In der vergangenen Woche habe ich die ein oder anderen Bilder und Videos auf verschiedenen Kanälen gepostet. Bilder und Videos, die eine gute Zeit vermitteln. Eine sehr gute Zeit, die ich trotz ausgesprochen anstrengender Tage, mehr als nur genieße. Genauso wichtig ist es für mich allerdings auch, auf die Ernsthaftigkeit des Themas Mobbing aufmerksam zu machen.
Der Teilzeit-depressive
Diese Leichtigkeit die ich gerade erlebe und auch verspüre ist keinesfalls ein Dauerzustand, denn überall wo es hell scheint, kehrt auch irgendwann die Nacht ein. Überall wo Sommer, kommt auch der Winter. Genauso ist es mit (meinen) Emotionen und Gedanken. Heute himmelhochjauchzend, am nächsten Tag depressiv verstimmt. Egal, wie sehr wir uns auch um das Positive im Leben bemühen, die Schattenseiten gehören ebenso dazu und vervollständigen ein authentisches Leben.
Ich habe einen sehr großen Teil meines Lebens mit suizidalen Gedanken, Selbstvorwürfen, Selbstverletzung und miserablem Selbstwert geführt. Liebe für mich selbst? Weit außer Sichtweite. Der wesentliche Ursprung dafür lag unter anderem im Mobbing, dass mit Einzug in die sechste Klasse wie ein Feuersturm über mich eingeprasselt ist.
Unter anderem, weil es in meinem Fall eine ganze Vielzahl von weiteren Faktoren gab (Umfeld, Alport, Schwerhörigkeit etc.), die über die Jahre und Jahrzehnte dazu beigetragen haben bzw. in die „Kasse“ eingezahlt haben. Erst verschiedene Therapien, Coachings, die Familie und viele Gespräche mit meinen engsten Freunden haben mich an eine gute wie auch gesunde Basis herangeführt.
Das fundament stärken
Ein solides Fundament, auf dem ich auch in sehr herausfordernden Zeiten fußen kann. Umgeben von Familie und Freunden, die mich auch nach einem Schiffbruch auffangen und wieder zu Kräften kommen lassen. Umgeben von einem neu gewonnen Selbstbewusstsein, dass ich mir über Jahre wieder mühsam zurückerobert habe. Eines, das eben nicht nur oberflächlich wirkt, sondern von der Tiefe meiner Seele ausgeht.
Und dann gibt es da ja noch dieses gute alte Sprichwort (welches ich auch schon oft im Kontext von Mobbing gehört hab): „Was dich nicht tötet, macht dich stärker!“
Mit meinem heutigen Erfahrungsschatz würde ich sagen, Bullshit! Ich bin mir sicher, dass mag für viele Menschen zutreffen, ich bin mir aber mindestens genauso sicher, dass es dies für genauso viele Menschen nicht zutrifft. Nicht jeder überwindet sich selbst immer wieder aufs Neue, steht immer wieder nach einem Niederschlag auf oder macht vor dem Abgrund wieder kehrt.
Das ist absolut keine Selbstverständlichkeit, denn für die einen sind die Narben zu groß, um weiterzumachen. Für wieder andere sind sie erträglich genug, um damit zu leben. Für andere sind sie eine kleine, verzerrte wie auch schmerzvolle Erinnerung an die Vergangenheit. Egal wie klein, diese Narben bleiben auch bei den „Stärksten“ für immer ein Teil des eigenen Lebenswegs.
Mein Antrieb für das Projekt
Mein Antrieb für dieses Projekt liegt darin, andere mit denselben oder ähnlichen Erfahrungen zu ermutigen, weiterzugehen, aufzustehen und sich jemandem Vertrautes zu öffnen. Es ist keinesfalls ein kurzer, entsteinter Weg und doch hat das Leben so verdammt viel zu bieten. Du, ich, wir alle sind nicht allein und ich weiß, dass sich das Leben lohnt.
Ich wünsche mir, dass andere dadurch nicht erst mit 29 anfangen müssen, all diese Themen aufzuarbeiten und sich einen Strick um den Hals binden, nur um sich selbst mal wieder fühlen zu können. Ich wünsche mir, dass vor allem junge Menschen dadurch den Mut finden, ihre eigenen Mobbingerfahrungen anzusprechen, sich selbst und anderen gegenüber zu öffnen.
Wir fallen, wir scheitern und vor allem, wir dürfen scheitern! Jedoch gibt es nur dieses eine Leben, kein Extraleben, kein Bonuslevel. Also lasst es uns nutzen.
Respektvoll
Kevin
P.S. nicht vergessen ->
Schreibe einen Kommentar